Theranostics: Weltweit größte Produktionsanlage für Lutetium-177 in Bayern eröffnet

Mit einem symbolischen Knopfdruck hat die Garchinger ITM Isotope Technologies Munich SE in Neufahrn bei Freising die weltweit größte Produktionsanlage für das Radionuklid Lutetium-177 eröffnet. Bis die Produktion nach Abschluss aller Genehmigungsverfahren tatsächlich hochgefahren werden kann, werden allerdings noch einige Monate vergehen, die Rede ist von Mitte 2024. Die Nachfrage nach Radiopharmazeutika ist so stark gestiegen, dass die bisherigen Produktionsräume in Garching aus allen Nähten platzen und man im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr arbeiten muss.

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Wo früher Lippenstifte der Marke Avon hergestellt und verpackt wurden, werden bald Ampullen mit radioaktivem Material von vergleichbarer Größe umgeschlagen. Heute heißt die ehemalige Kosmetikfabrik NOVA Gewerbepark in Neufahrn bei Freising bei München und ITM hat die markanteste Halle am Eingangstor des gesicherten Industriegeländes und weitere Hallen für seine Expansion bezogen. Nach der vollständigen Inbetriebnahme der neuen NOVA-Produktionsstätte wird ITM seine Kapazitäten zur Belieferung von Kliniken, Pharmapartnern und der eigenen Medikamentenpipeline verzehnfachen.

„Mit der deutlichen Erweiterung unserer Produktionskapazitäten festigen wir unsere führende Marktposition und unterstützen gleichzeitig als weltweit größter Hersteller von n.c.a. Lutetium-177 das Wachstum der radiopharmazeutischen Industrie weltweit, für die wir Motor und Partner sind. Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, innovative Diagnostika und Therapeutika für die Behandlung von Krebspatienten zu entwickeln und verfügbar zu machen“, kommentierte Steffen Schuster, CEO von ITM. „Als international tätiges Unternehmen bleiben wir mit einem weiteren Standort im Großraum München unseren bayerischen Wurzeln treu und ermöglichen mit den hervorragenden regionalen Rahmenbedingungen, unserem exzellenten Team und unserem etablierten Logistiknetzwerk die schnellstmögliche Lieferung von hochwertigen Radioisotopen in die ganze Welt.“

Die neuen Räumlichkeiten mit einer Fläche von rund 7.000 Quadratmetern werden einerseits für die Aufreinigung des Isotops 177Lu und die Feinanalytik des radioaktiven Materials genutzt. Andererseits gibt es auch Platz für Lagerung, Verpackung und Logistik sowie für eigene Forschungslabore, in denen eigene Isotopen-Wirkstoff-Konjugate getestet, aber künftig auch im Auftrag Dritter deren Konjugatkombinationen mit Biomolekülen entwickelt und produziert werden sollen.

Der zusätzliche Produktionsstandort von ITM sei ein wichtiger Beitrag für die medizinische Forschung und die Arzneimittelversorgung der Patienten in Deutschland und weltweit, sagte Udo J. Vetter, Aufsichtsratsvorsitzender von ITM und Beiratsvorsitzender von Vetter Pharma. Nicht zuletzt durch die Zulassung des Medikaments Lutetium-177-PSMA-617 (Pluvicto) von Novartis, das ausgehend von Forschungsarbeiten am Deutschen Krebsforschungszentrum, dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Universität Heidelberg von dem Schweizer Pharmariesen im vergangenen Jahr zur FDA- und EMA-Zulassung für metastasierenden Prostatakrebs geführt wurde, ist der Bedarf an diesem Isotop enorm gestiegen. Vetter vermittelte einen Eindruck von den Größenordnungen: Nur etwa ein Gramm Lutetium-177 werde die gesamte Jahresproduktion in Neufahrn ausmachen, was schon für den "Weltrekord" reiche, vor allem aber für gut hunderttausende Patientendosen eines Behandlungszyklus.

Die großen Finanzierungsrunden mit internationalen Investoren sowie die bestehenden Lieferverträge mit 600 Kliniken in 60 Ländern zeigten, dass aus einer universitären Idee (als Spin-off der Technischen Universität München) ein globales Unternehmen werden kann, hieß es in einigen Grußworten. Um diesen globalen Fußabdruck noch zu vergrößern, werden nun die Planungen für einen ähnlichen Produktionsstandort in den USA vorangetrieben. Als gelernter Apotheker treibt Udo Vetter aber noch etwas anderes an: "Als Apotheker möchte ich dem Patienten nicht schaden, sondern ihm bestmöglich helfen. Um eine Alternative zur Chemotherapie zu haben, haben wir deshalb viele Jahre in die Entwicklung einer qualitativ hochwertigen Herstellung von Isotopen-Therapeutika investiert. Mit modernsten und hocheffizienten Produktionsanlagen sowie exzellent ausgebildeten Mitarbeitern verfügt ITM über das Wissen und die Kompetenz, jederzeit höchste Qualitäts- und Sicherheitsstandards für die Patienten zu erfüllen – mit innovativen Krebsmedikamenten made in Germany."

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